Finite-Elemente-Methode - ein sehr formaler Prozess

Die Rolle der Element-Steifigkeits-Beziehung

Die besondere Stärke der Finite-Elemente-Methode ist, dass alle an das Ergebnis zu stellenden Forderungen (Berücksichtigung von Materialeigenschaften und Geometrie, Gleichgewicht, Kompatibilität, Randbedingungen) durch formale Prozesse mit Matrizen erfüllt werden. Dies wurde auf den Seiten "Einführungsbeispiel (Element-Steifigkeit, System-Steifigkeit)" an dem einfachsten Element der Elastostatik (Bild links) und auf der Seite "Lösung für die System-Steifigkeitsbeziehung" an dem einfachen Beispiel mit nur zwei Elementen (Bild rechts) demonstriert. Dort wurde die physikalische Begründung für die einzelnen Schritte gegeben.

Hier sollen die einzelnen Schritte noch einmal unter dem wichtigen Aspekt der "Formalisierung" beschrieben werden, um zu verdeutlichen, dass sich die Individualität eines Problems auf einen sehr kleinen Bereich beschränkt, während der weitaus größte Teil der Rechnung für fast alle Problemklassen einem identischen Prozess folgt.

Die Problemklasse, der eine Aufgabe zuzuordnen ist, wird im Wesentlichen durch die Element-Steifigkeitsbeziehung erfasst. Im betrachteten Beispiel ist dies das "Fluchtende Stabelement für elasto-statische Berechnungen", für das die Element-Steifigkeitsbeziehung durch die Element-Steifigkeitsmatrix Ke und den Vektor der reduzierten Elementlasten fe,red repräsentiert wird:

Matrix Ke und Vektor fe,red müssen als Formel (wie in diesem einfachen Fall) oder als Algorithmus, der den Aufbau beschreibt, bereitgestellt werden. Für eine Reihe von Problemklassen können diese Berechnungs-Vorschriften über die Seite "Elemente verschiedener Problemklassen - Übersicht" erreicht werden. Danach startet der nachfolgend beschriebene formale FEM-Algorithmus.

Der formale FEM-Algorithmus

Modifizierte Systeme

Neben dem oben beschriebenen hohen Formalisierungsgrad des Finite-Elemente-Algorithmus, der der Programmierung außerordentlich entgegenkommt (Erfüllung der Gleichgewichtsbedingungen durch "Einspeichern", Berücksichtigung der Lagerung durch "Zeilen-Spalten-Streichen"), ist die Möglichkeit der einfachen Variation der berechneten Struktur ein gewaltiger Vorteil:

Beispiel: Das links zu sehende System diente auf der Seite "Einführungsbeispiel (Element-Steifigkeit, System-Steifigkeit)" als Demonstrationsbeispiel für das Formulieren der System-Steifigkeits-Beziehung. Der nebenstehend rechts skizzierte Stab hat die gleichen Abmessungen und Materialeigenschaften. Er trägt jedoch nur eine äußere Kraft FII und ist an den Punkten I und III (statisch unbestimmt) gelagert (auch das Eigengewicht soll unberücksichtigt bleiben, würde jedoch die Aufgabe nicht nennenswert komplizierter machen).

Die für das links dargestellte System aufgebaute System-Steifigkeitsbeziehung kann wieder verwendet werden (unter Verzicht auf qa und qb im System-Kraftvektor), weil sich die Abmessungen und Materialeigenschaften nicht geändert haben. Die beiden geometrischen Randbedingungen

uI = 0   und   uIII

werden durch Streichen der ersten und dritten Zeile (Spalte) realisiert, und das Gleichungssystem degeneriert zu einer einzigen Gleichung,

Die Lösung liefert die Verschiebung des Punktes II:

Mit diesem Ergebnis ergeben sich die Kräfte bei I und III (Lagerreaktionen) auch hier aus den (zunächst gestrichenen) Gleichungen 1 und 3 der System-Steifigkeitsbeziehung: