Zweidimensionales Fachwerk
Ebene Fachwerke

Fachwerk-Element

Fachwerke bestehen aus Stäben, die untereinander über Knoten (theoretisch reibungsfreie Gelenke) verbunden sind. Nur über die Knoten werden Kräfte eingeleitet, so dass die Stäbe nur Druck- oder Zugkräfte ("Stabkräfte") aufnehmen.

Der einzelne Fachwerkstab verformt sich durch seine Stabkraft, die eine Dehnung (und dadurch Längenänderung) des Stabes hervorruft. Die Längenänderungen aller Stäbe, die dabei selbstverständlich ihre ursprünglich gerade Form beibehalten, führen zu Knotenverschiebungen, die am Knoten i durch zwei Komponenten uix und uiy beschrieben werden (jeder Knoten hat 2 Freiheitsgrade).

An den Knoten, an denen in der Regel mehr als zwei Stäbe zusammenstoßen, wirken natürlich nicht nur Kräfte in Stablängsrichtung (wie in den Stäben). Deshalb wird als allgemeines (ebenes) Fachwerk-Element ein Stab definiert, der eine beliebige Lage in der Ebene einnimmt, zur x-Achse um den Winkel α gedreht ist und an jedem Knoten zwei Knotenkräfte Uix und Uiy (i = 1 , 2) übertragen kann (nebenstehende Abbildung). Diese beiden Kraftkomponenten eines Knoten sind natürlich nicht unabhängig voneinander, weil ihre Resultierende Ui in die Stablängsrichtung fallen muss. Es gilt:

Von den beiden in gleicher Weise wie die Knotenkräfte definierten Knotenverschiebungen uix und uiy (i = 1 , 2) sind jeweils nur die in Stablängsrichtung fallenden Komponenten für die Längenänderung des Stabes verantwortlich. Die Knotenverschiebung in Stablängsrichtung ui wird aus der Abbildung abgelesen:

Der Zusammenhang zwischen der Verlängerung des Stabes in Stablängsrichtung  Δle = (u2 − u1)  und der Stabkraft U2 ist für linear-elastisches Material durch das Hookesche Gesetz  σe = Ee εe = Ee Δle /le  gegeben. Mit σe = U2/Ae kann daraus die folgende Beziehung für U2 aufgeschrieben werden, in der das Produkt aus Elastizitätsmodul und Querschnittsfläche die so genannte "Dehnsteifigkeit" EAe ist. Aus

wird durch Ersetzen der Verschiebungen u1 und u2 durch die Verschiebungskomponenten:

Multiplikation dieser Gleichung mit cos α liefert die Knotenkraftkomponente U2x:

Entsprechend erhält man durch Multiplikation mit sin α die Knotenkraftkomponente U2y. Da

(Gleichgewicht am Element) gelten muss, sind alle Beziehungen bekannt, die die vier Element-Knotenkräfte mit den vier Element-Knotenverschiebungen verknüpfen. Sie bilden die

Element-Steifigkeitsbeziehung für das ebene Fachwerk-Element:

Beispiel

Für das nebenstehend dargestellte Stabelement soll die Elementsteifigkeitsmatrix berechnet werden.

Im Finite-Elemente-Baukasten Femset ist das Stabelement im Elementkatalog enthalten. Außerdem gibt es eine Interface-Routine elemat_m, mit der die Berechnung aus dem Command Window von Matlab gestartet werden kann. Dieser Routine müssen drei Parameter übergeben werden:

Aus diesen Angaben kann Femset den Typ des Elements bestimmen. Mit der nachfolgend zu sehenden Kommandozeile wird die Elementsteifigkeitsmatrix berechnet und in das Command Window ausgegeben.

Unter TM-interaktiv existiert ein Programm "Statisch unbestimmte ebene Fachwerke (FEM)", das auf der Basis des hier vorgestellten Elements arbeitet.